Mein Translebenslauf


Mein transsexueller Lebenslauf - Ulricke Supp

Kindheit
Ich wurde geboren am 04.01.1961. Meine leiblichen Eltern sind Johanna Supp geb. Pöhlmann und Wilhelm Supp. Meine Mutter starb als ich 1 Jahr war, später heiratete mein Vater noch einmal. Mit meiner Stiefmutter hatte ich kein gutes Verhältnis, sie hat mich sehr oft geschlagen. Deshalb war ich mehr bei meiner Tante. Sie ist die Schwester meines Vaters. Dann bekamen meine Eltern noch eine Tochter, die von Anfang an das liebste Kind war. Das spürte ich auch da mein Vater mich als unfähig und Idiot "betitelte". Das hatte angehalten bis mein Vater 2010 verstarb. Er war nur freundlich, wenn ich für ihn da sein sollte.Meine Erinnerungen als Kind wo ich mich als Mädchen fühlte, war schon in der Schulzeit. Ich kann mich erinnern das ich sehr gerne Mädchenbücher gelesen habe und Strumpfhosen getragen habe. Sonst habe ich sehr oft geweint, wenn ich von etwas berührt war, das ist bis heute immer noch so. In der Pubertät fing es an, das ich Unterwäsche von meiner Stiefmutter an zog und das Gefühl war sehr schön.
Berufsleben
Mit 15 Jahren begann ich meine Elektrikerausbildung und ich hatte oft bei Kundinnen, wenn ich alleine war, in ihrem Kleiderschrank mir Sachen angezogen, wobei es einmal ein schönes und befreiendes Gefühl war aber auch ein stressiges weil ich nicht erwischt werden wollte. Nach meiner Ausbildung war ich bei der Bundeswehr und hatte eine Beziehung. Sie wohnte bei ihren Eltern, wo ich später auch hin zog. Aber auch da machte ich mich an den Kleiderschrank von der Mutter meiner Freundin. Dann kaufte ich mir die ersten eigenen Sachen, meist aber nur Unterwäsche, weil es sollte keiner merken, wenn ich sie unter meiner Kleidung trug. Als die Beziehung zu Ende war, kaufte ich mir immer mehr Damenkleidung, jetzt auch Röcke, Blusen und Kleider. Später kaufte ich mir eine Perücke, Handtasche und Schminksachen. Ich war ungefähr Anfang 20. Ich wohnte in der Zeit bei meiner Tante und hatte ein Zimmer unter dem Dach. Ich hatte nur am Wochenende die Möglichkeit mich zurecht zu machen und dann mitten in der Nacht mich nach draußen zu begeben, was auch wieder ein sehr schönes aber auch stressiges Gefühl war. Hoffentlich hat die Tante nichts gemerkt oder hat mich keiner auf der Straße erkannt. Und dann beim zurückkehren wieder alles rückgängig machen. Dies ging ca. 9 Jahre so.
Ehe
Meine Tante verstarb 1993 und ich war mit meinem Onkel alleine und lernte in der Zeit meine Frau kennen. Wir heirateten am 12.04.1995 und bekamen am 01.01.1996 einen Sohn. Da meine Frau immer sehr misstrauisch war, fand sie meine Frauensachen. Sie stellte mich zur Rede, aber ich traute mich nicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich suchte nach Ausreden und sagte, es ist so weil ich so lange alleine war. Da meine Frau sehr dominant ist, forderte sie mich auf, zu Ärzte und Therapeuten zu gehen, aber da kam nichts bei heraus. Meine Frau hoffte man kann es mit Medikamente, unter drücken kann. Im Laufe der Ehejahre hat sie mich mehrmals erwischt, immer mehr kontrolliert und mich dann gehänselt und mich verletzt. Irgendwann wollte sie das Ehebett mit mir nicht mehr teilen. Das war ungefähr 2006.In den Jahren wurde ich immer depressiver mit Antriebsschwierigkeiten,  Schweißausbrüche, die Welt um mich herum ist schlecht und ich war wütend. Ich habe mich auf der Arbeit mit Kollegen angelegt bis ich darauf angesprochen wurde, dass mit mir etwas nicht stimmt. Im August 2014 ging ich dann freiwillig in die Klinik nach Eltville und dort wurde eine Langzeit Depression festgestellt. Da legte ich alle Karten auf den Tisch und erzählte, dass ich gerne Kleidung von Frauen trage. Dieses Problem wollte ich viel mehr lösen als die Eheprobleme mit meiner Frau, weil es mir wichtiger war. Mir wurde gesagt, es ist eine Art meine Persönlichkeit auszudrücken und gehört anscheinend zu mir. Es ist keine Krankheit, die Krankheit wäre die Depression.
Nun als ich wieder Zuhause war und der Frau von der Diagnose erzählte wurde sie bösartig, unsachlich und gemein. Sie beschimpfte mich ich sei pervers. Das hat mich sehr verletzt. Ich habe immer auf ihr Verständnis gehofft. Manchmal habe ich absichtlich Nagellack getragen, weil ich gehofft habe, sie spricht mich darauf an, damit ich mit ihr reden kann. Aber sie wurde wütend und beschimpfte mich. Um das zu ertragen, fing ich an Alkohol zu trinken, um diese Erniedrigungen aushalten zu können. Darauf hatte meine damalige Therapeutin, Jennifer Grammes, mir empfohlen, noch einmal in die Klinik zu kommen. Das war Ende September 2014. Ich war noch einmal 3 Wochen da.
Outing
Meine Frau ist Anfang Februar 2015 ausgezogen und hat die Scheidung eingereicht. Seit dem Zeitpunkt habe ich mein Leben umgestaltet und lebe als Frau soweit es mir möglich ist. Auch in der Firma habe ich mich geoutet und bin jetzt überglücklich, als Frau zu leben.Inzwischen habe ich ein Gespräch bei meiner Chefin gehabt und ihr meine Situation geschildert und wie es mit mir weiter geht. Sie war sehr positiv eingestellt und wird mich auf meinem Weg unterstützen. Nun sind über zwei Jahre seit meinem Coming-out vergangen und seit Juni 2016 bin ich in der gegengeschlechtliche, Hormontherapie. Ich lebe als Frau und fühle mich sehr zufrieden und ausgeglichen. Auf meiner Arbeitsstelle werde ich von meinen Kollegen akzeptiert und respektvoll behandelt. Nur die Geschäftsleitung tut sich noch sehr schwer damit, mich vollkommen zu akzeptieren. Das macht sich bemerkbar das ich immer noch nicht geführt wurde als Frau Supp. Sie sagten mir, es müsste erst die Personenstands und Vornamensänderung vollzogen sein. Aber weil die Gutachten für das Gericht so teuer sind, kann ich mir die im Moment finanziell nicht leisten. Nun hatte ich nochmal ein Gespräch mit der Personalabteilung, wo ich nochmal bat um Überprüfung, da auch im AGG ein Zusatz seit 2015  für Transgeschlechtliche Menschen darin steht. Außerdem  hatte ich der Chefin der Personalabteilung die SAP Richtlinien für Geschlechtsangleichung zukommen lassen. Nun hoffe ich, das es positiv ausgeht, weil es mich doch sehr belastet. Mittlerweile werde ich auf meiner Arbeitstelle als Frau Ulricke Supp geführt, dies wurde mir nur möglich in dem ich mich an die Antidiskriminierungsstelle in Berlin wendete. Nun bin ich 2 Jahre in der begleitenden Therapie bei Fr. Heike Friedek in Montabaur und seit 14.06.2016 bei Dr. Schmitz in Bonn.

In der Zwischenzeit habe ich einiges an Dokumenten ändern lassen wie die Bankkarte, die Gesundheitskarte, Versicherungen, Energieversorger sowie auch alle Versandhäuser. Den Ergänzungsausweis, habe ich inzwischen auch. Ich habe auch sehr viele Soziale Kontakte. In Geschäften werde ich akzeptiert und immer sehr freundlich behandelt. Bisher hatte ich noch keine Diskriminierung in der Öffentlichkeit erlebt. Ich denke dass ich doch sehr integriert bin in der Gesellschaft und akzeptiert werde. Mit Irritationen in meiner Richtung kann ich umgehen.
Als nächstes möchte ich nun gerne die Geschlechtsangleichende Operation anstreben, da ich mich noch nicht als vollwertige Frau sehe und ich mich ekele an der Vorstellung, das ich genital noch männlich bin. Auch jeden Tag den Bart rasieren stört mich sehr, da es sich nicht richtig anfühlt.


Aktuelles

Inzwischen ist einige Zeit vergangen mit Höhen und Tiefen und auch mit positiven Ergebnissen. Meine Krankenkasse hatte mir den Brustaufbau genehmigt. Am 4 Dezember 2018 hatte ich meinen Brustaufbau und bin sehr glücklich darüber. Durch die Hormone war meine Brust auch nach 1,5 Jahren nicht ausreichend gewachsen was mich sehr unglücklich machte.
Auch die Genitalangleichende OP hat mir die Krankenkasse genehmigt, und der OP Termin ist am 1 Oktober 2019 in der
Universitätsklinik Essen bei Dr. Hess.
Meine VÄ/PÄ hatte ich Anfang April vollzogen durch den §45b PstG. Nun bin ich amtlich Frau Ulricke Supp. Die PÄ/VÄ hätte ich nie über das Menschenunwürdige TSG Gesetz gemacht. 
Leider habe ich viele Freunde verloren, aber auch neue dazu gewonnen, wenn sie auch nicht alle in näherer Umgebung sind.
Einen richtigen Freund oder Freundin habe ich leider nicht und darunter leide ich sehr. Wahrscheinlich bin ich nicht attraktiv genug
und  zu alt das niemand mal Zeit für mich hat.



Stand Mai 2019